Ja ihr habt richtig gelesen! Wir sind im Dezember Eltern eines süßen Turopolje-Schweins geworden. Es wurde im September geboren und es geht im prächtig. Es wächst in Aitrang auf einem riesigen schweinegerechten Areal auf, hat noch 20 Artgenossen an seiner Seite, Mama und Papa sind auch mit dabei. Wie es zu dem Schweineleasing kam? Erzähl ich euch!

Allerdings möchte ich euch gleich vorab sagen, wie glücklich wir über unsere Entscheidung sind, aber wie schwer mir es fällt, diesen Artikel hier zu schreiben. Es geht letztendlich um die Schlachtung eines Tieres und egal wie und warum, das lässt mich nicht kalt. Aber jetzt erst mal von vorn…

Es begann letztes Jahr im Sommerurlaub im Allgäu

Wir machten Urlaub im wunderschönen Aitringen in einem herrlichen Ferienhaus mit Außenbadewanne. Das Chalet am Ursprung grenzte an eine riesige Weide, vollgepackt mit glücklichen Kühen und Ziegen. Wir hatten alle 4 Kinder im Gepäck und haben unsere Ferienwoche draußen verbracht. Das Wetter spielte super mit, es war die ganze Zeit sommerlich warm, am Nachmittag gab es große Poolparties. Das Wasser der großen Badewanne musste mit Holz angefeuert werden und brauchte einige Stunden bis es mollig warm war, aber dann stand dem Spaß nichts mehr im Wege. Ansonsten tollten die Kinder auf der großen Wiese herum, wir haben Tischtennis und Fußball gespielt als gäbe es keinen Morgen mehr. Es war die pure Erholung für die ganze Familie. 

Aber auch wenn wir ohne Probleme einfach die ganze Woche am Haus verbringen hätten können, haben wir ein paar schöne Ausflüge gemacht. In Burgberg gibt es einen kleinen Streichelzoo der für ganz kleines Geld Spaß für die Kids bietet. Man kann sämtliche Kleinviecher streicheln die in großen Gehegen sitzen, entspannt ein Eis essen, wirklich sehr schön! 

Und während wir so die Woche an uns vorbei ziehen ließen, stießen wir auf einen Flyer eines Schweinebauerns aus dem Ort. Der bietet ein Schweineleasing an und weil uns das interessierte, haben wir den mal besucht und unter die Lupe genommen. 

Das Allgäuer Weideschwein

Der liebe Herr Sigl wohnt in einem großen Haus mit riesigem Grundstück rundherum und betreibt in seiner Freizeit eine kleine Schweinezucht. Auf dem Gelände befinden sich 2 Eber, 2 Säue und ihre Nachkommen. So circa 20 Schweine insgesamt. Der Betrieb ist Bio-Zertifiziert und die Schweine bekommen leckeres Biogemüse von den umgebenden Bauern. Teilweise sogar in Demeter Qualität. Die fressen also teilweise besser als so mancher Mensch. 

Und dort kann man sich ein Schwein leasen. D.h. man kauft ein Ferkelchen das natürlich weiterhin dort vor Ort bleibt und artgerecht aufgezogen wird. Man zahlt monatlich für „Kost und Logie“ und nach ca. 10 – 15 Monaten wird das Schwein geschlachtet und man erhält je nach Wunsch das aufbereitete Fleisch. Die Tiere bekommen keine Medikamente eingeimpft, wachsen in Ruhe auf, man unterstützt diesen kleinen wunderbaren Betrieb und erhält dann so um die 60 Kilo Bio-Schweinefleisch, das pro Kilo nicht teurer ist, als Bio-Fleisch aus dem Supermarkt. 

Da kann man von halten was man will, für uns ist das eine sehr schöne Lösung, qualitativ hochwertiges Fleisch zu kaufen. Der Bauer hat uns ganz genau erklärt, wie die Tiere aufwachsen und gehalten werden und man konnte es sehen, das es den Tieren wirklich hervorragend geht. Klar, Schlachtung ist jetzt nicht unbedingt die wünschenswerteste Art von der Welt zu gehen, aber am Ende des Tages, essen wir lieber Fleisch von Tieren die wir kannten, als von Tieren, von denen wir nichts wissen. 

Hier könnt ihr euch die Instagram Story vom August letzten Jahres nochmal anschauen. 

Ihr seht, die Tiere werden wirklich wunderbar aufgezogen und verbringen eine gute Zeit auf dem Hof. 

Wie wir letztendlich zu Schweineeltern wurden

MItte Dezember erhielten wir einen Anruf, wir seien Eltern von eines pumperl gesunden Ferkels geworden! Wir könnten ab sofort vorbeikommen und es uns aussuchen. Jucchhuu. Leider waren dann erst ich und dann die Jungs krank, so das nichts aus dem Ausflug wurde. Letztendlich hat unser Bauer die Auswahl für uns übernommen und uns eine Infobroschüre mit Foto geschickt. Aber sobald wir hier wieder aufm Damm sind (denn wir liegen schon wieder flach), wollen wir ein paar Tage ins Allgäu fahren und unser Schwein besuchen fahren. Bis dahin überlegen wir uns einen schönen Namen, denn bisher hat das Ferkelchen nur eine Nummer. Das ist nicht schön und muss unbedingt geändert werden. Ja, ich mache es zu einer persönlichen Sache, denn das ist es auch! Unser geleastes Schwein! Schweineleasing ist unsere Art, achtsamer Fleisch zu konsumieren. Eine Geschichte von Happy Serendipity

Das Gewissen und ich

Doch… mir ist sehr mulmig während ich das hier schreibe. Denn ich habe mir vorgenommen bei der Schlachtung dabei zu sein, wenn ich darf. Das ist eine Sache, die mir irgendwie am Herzen liegt. Auch wenn ich weiß, das es sein könnte, das ich danach kein Fleisch mehr essen mag. Die Entscheidung ein Schwein zu kaufen um es später zu essen ist für uns die logische Konsequenz, achtsam mit unserer Ernährung umzugehen. Wir möchten unseren Kindern vermitteln, woher Fleisch kommt, das man das Leben der Tiere respektieren muss und das es wichtig ist, das diese gut und artgerecht aufwachsen. Jajajaaaaa am Ende sind sie doch tot und es gibt bestimmt 1000 gute Gründe, ganz auf Fleisch zu verzichten. Aber das ist nicht UNSER Weg. Ich sehe es als meine Verantwortung meinen Kindern gegenüber mit dem Thema so offen und schonungslos wie möglich umzugehen. Ihnen beizubringen, das Tiere  ein gutes Leben haben können und müssen, bevor es bei uns auf den Tisch kommt. Tiere haben ein Gesicht und das sollten wir kennen, bevor wir es essen. 

Ach irgendwie finde ich nicht die richtigen Worte um das auszudrücken was ich fühle, verzeiht mir bitte. Aber ich hoffe, ihr versteht mich trotzdem. 

Wer noch ein bisschen was über das Schweineleasing erfahren will, macht das am besten auf der Seite unseres Bauern. Wer die Idee toll findet, sich aber nicht zu einem Leasing durchringen kann (die Warteliste ist übrigens etwas länger…), kann Fleisch mit ähnlicher Philosophie bei Meine kleine Farm kaufen (wenn er noch was bekommt). Ich habe 2014 schon mal drüber geschrieben.

Wir suchen derweil noch nach einem Hof, der dasselbe mit Rindern anbietet. Falls jemand von euch wen kenn, der jemanden kennt… sagt mir Bescheid. Und wenn ihr Fragen zu dem Schweineleasing habt, sagt auch Bescheid. Ich beantworte alles.

Ansonsten lasse ich euch noch ein kleines Video aus dem Allgäu da. Ein paar Bilder aus dem Chalet am Ursprung und dem Tierparadies. Falls ihr mal überlegt, mit der Familie Urlaub im Allgäu zu machen.

Alles Liebe,
xoxo, Lou

9 Comments

  1. Hallo liebe Lou,

    ich hab deine Seite mit Freude entdeckt und finde es toll, was und offenschtlich wie glücklich du das alles machst ( obwohl ich mich auch frage, wie du „nebenher noch ein Leben haben kannst x) wenn ich so frech sein darf ;) )! Großartig :)
    Bei diesem Artikel stolpere ich leider ein bisschen. Ja, es ist eine schöne Philosophie und die Welt wäre sicher ein bisschen besser, wenn sich viele ein Beispiel daran nehmen würden und so bewusst mit dem Thema Konsum`tierischer Produkte`umgehen würden, wie ihr es tut. Aber du weißt sicher auch, warum ich so stolpere – du schreibst es ja selbst , “ dass es sein könnte ,dass ich danach kein Fleisch mehr essen mag.“
    Und einpaar Zeilen später widersprichst du dir und deinem Gewissen, dass du ja schon ganz laut höen konntest offensichtlich ;) „Jajajaaaaa am Ende sind sie doch tot und es gibt bestimmt 1000 gute Gründe, ganz auf Fleisch zu verzichten. Aber das ist nicht UNSER Weg…“. Das verstehe ich nicht und lässt mich etwas verdutzt deinen Text lesen, weil mich das Gefühl beschleicht, dass du da ganz klar über dein Gewissen hinweghörst.
    Ich möcht dich damit nicht angreifen sondern einen kleinen Dialog mit deinem Gewissen führen:)
    Ich mag deinen Blog sehr gern und hoffe du schaffst es weiter so toll deine und eure Prozesse mit der Welt zu teilen! Danke! :)

    • Hallo Liebes,
      vielen Dank für deine Gedanken und Anregungen. Ich nehme es dir natürlich nicht krumm, wenn du mir sagst, was du davon hälst was ich sage, und gebe dir auch Recht, wenn du sagst, das ich mir widerspreche!
      Also – nein ich habe kein schlechtes Gewissen, das Tier, das wir letztens gekauft haben, das für uns groß gezogen wird und am Ende für uns geschlachtet wird, zu essen. Ich weiß nur nicht, ob ich das Tier selber schlachten könnte. Ja da hebt jeder Veganer oder Vegetarier den Finger und ruft: „Ah ja! Essen kannste, aber das Tier sterben sehen, kannste nicht! Sehr logisch…!“ Und da hätten sie ja irgendwie Recht mit. Ich verstehe jeden Vegetarier und jeden Veganer vom Ansatz her schon. Finde das ehrenwert und vollkommen in Ordnung wenn man aus ethischen Gründen keine Tiere essen will (wobei ich Veganismus nicht so ganz nachvollziehen kann in einigen Punkten, aber das is ja nicht das Thema jetzt…). Nur für MICH wäre es kein Lebenstil den ich dauerhaft leben wollte. Denn ich liebe gute Lebensmittel und dazu gehören eben auch tierische Produkte. Ohne Käse wäre meine Welt nur halb so schön. Und eine heiße, dampfende Portion Spaghetti mit Muscheln? Will ich nicht drauf verzichten. Oder Spaghetti Bolognese? Auch nicht! Aber mit der Auswahl meines Lebensmittels, der Beschaffung, der Häufigkeit des Konsums… all das kann dazu beitragen, daß das ökologische Gleichgewicht wieder hergestellt würde. Wenn JEDER Mensch mal dazu gezwungen würde, bei einer Schlachtung dabei zu sein… ich bin mir sicher, es würden keine 60 Kilo Fleisch pro Kopf in Deutschland mehr gegessen und produziert. Ich bin einfach dagegen, das alles verboten wird, sondern bin ein Freund vom Finden von guten Alternativen. Verzicht ist mir zu dogmatisch, denn man wird die Massen nicht dazu bewegen können. Aber wenn jeder Bürger weniger und bewußter konsumieren würde, wäre uns allen weit mehr geholfen, als was die Handvoll von Veganern und Vegetariern (im Vergleich) jemals erreichen können.
      Was hälst du davon?

  2. Hallo Lou, ich finde es wirklich toll, dass ihr ein Ferkel adoptiert habt! Besonders für die Kinder ist es bestimmt eine tolle Chance, um eine neuen Zugang zum Thema Tiere und Fleisch zu bekommen! Außerdem unterstützt ihr damit einen Bauern, der seine Tiere offenbar wirklich artgerecht hält. Das ist echt ein nachahmenswertes Konzept:)
    Liebe Grüße,
    Amely

    • Hallo Amely,
      lieben Dank für deine Worte. Leider wohnen wir zu weit weg, als das ich den Jungs übers Jahr ordentlich erklären könnte, was da eigentlich passiert. Aber dennoch ist das für uns eine schöne Vorgehensweise und ich freue mich sehr, das wir das in dieser Form so machen können. Ich werde weiterhin berichten :-)

  3. Lou, ich finde das eine grossartige Idee. Ich muss mich mal schlau machen obs das bei uns auch gibt. Danke sehr für deinen Bericht! ♥
    Liebe Grüsse
    Swana

  4. Krass! Aber krass gut. Wir machen das mit unserer Weihnachtsgans so. Die durfte ich am 22. höchst persönlich von der Wiese zum Schlachten fahren. Vorher haben wir sie den Sommer über immer mal wieder besucht. Unser Rindfleisch kaufen wir – wenn möglich bei einem Direktvermarkter in der Rhön. WWW. Rhönbauer.de das ist zwar nicht richtig Bio aber die Tiere werden artgerecht (auf der Weide) gehalten, kriegen nur selbsterzeugtes Futter (ohne Gentechnik) und werden auf dem Hof selbst geschlachtet. Und ein Ausflug in die Rhön ist immer schön! LG Johanna

    • Hallo Johanna,
      beim Rhönbauern kaufe ich jede Woche unser Fleisch. Der kommt mit dem Wagen zu uns in die Straße gefahren, was ein witziger Zufall. Ich nehme dann bei dem immer was fürs Wochenende, was halt so da ist. Super Qualiät ist das, da hast du Recht. Und das mit der Gans ist auch eine schöne Sache. <3

  5. Eine sehr gute Sache, finde ich. Und ich kann deine Gedanken und Sorgen dabei gut nachvollziehen. Ich bin Sonntag für die Arbeit bei einem Wurstkurs, bei dem ein gerade geschlachtetes, noch warmes Schwein zu Wurst verarbeitet wird. Ich bin gespannt, was das mit mir macht. Was ich mich nur frage: Schafft Ihr Euch dafür einen extra Gefrierschrank an?

    • Hallo Fee,
      wenn ich nicht beim Schlachten dabei sein darf, dann möchte ich auch wenigstens bei der Weiterverarbeitung mitmachen. Das interessiert mich tatsächlich auch fachlich mal sehr. Ich wünsch dir da viel Spaß und bin auch gespannt, was du erzählst. Und ja – für unsere ca. 60 Kilo Fleisch die vom Schwein reinkommen, haben wir extra eine Tiefkühltruhe gekauft. Ohne das, würde das nicht gehen.
      xoxo,Lou

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