Auf Instagram predige ich es hoch und runter: Lievito Madre ansetzen ist nicht schwer und er ist mein bester Freund, der mir die schönsten Brote liefert. Vielleicht liegt es daran, daß mir die italienische Herangehensweise ans Brotbacken einfach mehr liegt :-)
Das ist natürlich Quatsch. Brote mit Lievito Madre werden insgesamt genauso verarbeitet wie Brote mit normalem Sauerteig. Der Unterschied liegt mehr in der Behandlung des Triebmittels VOR der Herstellung des Teiges. Aber dazu dann in den Rezepten mehr.
Der wichtigste Unterschied vom Lievito Madre (der Mutterhefe) zum „normalen“ Sauerteig ist eigentlich nur der, daß er mit einem anderen Wasser : Mehl Verhältnis angesetzt wird. Während der herkömmliche Sauerteig im Verhältnis 1:1 angesetzt wird, ist es beim Lievito Madre das Verhältnis 2:1. Also auf einen Blick so:
Ansatz | Verhältnis | Beispiel |
Sauerteig | 1:1 | 100 g Mehl : 100 g Wasser |
Lievito Madre | 2:1 | 100 g Mehl: 50 g Wasser |
Lievito Madre ansetzen ist nicht schwer und man kann dies auf unterschiedliche Weisen tun. In Italien wird er je nach Region mit Früchten angesetzt (gerne Rosinen), oft nutzt man auch Manitoba Mehl (eine Nordamerikanische Weizensorte mit hohem Glutengehalt), Mehl der Type 00 oder eben, wie in meiner Version, Weizen 550 mit Olivenöl und Honig.
Es gibt da mehrere Herangehensweisen, ich vermittle euch heute hier mein mehrfach erprobtes Rezept. Damit habe ich und mittlerweile fast 100 Instagram-Follower in den letzten 2 Wochen beste Erfahrung gemacht. Es klappt nahezu jedes Mal und die Zutaten sind nicht exotisch, die findet man in jedem Supermarkt.
Lievito Madre ansetzen
Es ist wirklich simpel. Alles was ihr braucht ist ein Päckchen Weizenmehl 550, ein Teelöffel Honig und Olivenöl. Den Honig könnt ihr auch durch einen anderen „Zucker“ ersetzen (für die Veganer unter euch). Wer kein 550er Weizenmehl findet, kann auch 405er oder Vollkorn nehmen. Die Konsistenzen sind dann einfach ein bisschen anders.
Hinweis: Wir verwenden immer nur einen Teil Ansatz vom Vortag – diesen werfen wir nicht weg, sondern sammeln ihn in einem separaten Glas und verwerten diesen dann am Ende der 5 Tage!
UPDATE: ich habe das Rezept für den Ansatz so angesetzt, daß man MINIMALEN Rest hat! Aber auch diesen kann man sammeln und wie oben erwähnt verwenden!
Tag 1
30 g Weizenmehl 550
15 g lauwarmes Wasser
1 Klecks Honig
1 Klecks Olivenöl
Alle Zutaten miteinander vermischen, zu einer Kugel formen, kreuzweise einschneiden und in ein hohes Glas geben. Deckel nur locker aufsetzen und an einem halbwegs warmen Ort 24 Stunden gehen lassen.
Tipp: halbwegs warm ist z.B. der Backofen mit eingeschalteter Lampe (OHNE Temperatur), oder das Glas in Tücher gewickelt auf der Arbeitsplatte. Je wärmer die Umgebungstemperatur, umso zügiger geht die Fermentation.
Tag 2
Ansatz vom Tag 1
50 g Weizenmehl 550
25 g lauwarmes Wasser
Den Ansatz vom Tag 1 mit dem Wasser verquirlen bis dieser aufgelöst ist. Die Luftbläschen helfen dem Lievito bei seiner Entwicklung. Anschließend erst das Mehl hinzu geben und alles sehr gut miteinander verkneten. Es dürfen keine trockenen Stellen mehr zu sehen sein. Es entsteht eine super elastische, nicht klebrige Kugel. Diese in ein hohes Glas geben. Deckel nur locker aufsetzen und an einem halbwegs warmen Ort 24 Stunden gehen lassen.
Tag 3
50g vom Ansatz vom Tag 2
50 g Weizenmehl 550
25 g lauwarmes Wasser
Den Ansatz vom Tag 2 mit dem Wasser verquirlen bis dieser aufgelöst ist. Die Luftbläschen helfen dem Lievito bei seiner Entwicklung. Anschließend erst das Mehl hinzu geben und alles sehr gut miteinander verkneten. Es dürfen keine trockenen Stellen mehr zu sehen sein. Es entsteht eine super elastische, nicht klebrige Kugel. Diese in ein hohes Glas geben. Deckel nur locker aufsetzen und an einem halbwegs warmen Ort 24 Stunden gehen lassen.
Tag 4
50g vom Ansatz vom Tag 3
50 g Weizenmehl 550
25 g lauwarmes Wasser
Den Ansatz vom Tag 3 mit dem Wasser verquirlen bis dieser aufgelöst ist. Die Luftbläschen helfen dem Lievito bei seiner Entwicklung. Anschließend erst das Mehl hinzu geben und alles sehr gut miteinander verkneten. Es dürfen keine trockenen Stellen mehr zu sehen sein. Es entsteht eine super elastische, nicht klebrige Kugel. Diese in ein hohes Glas geben. Deckel nur locker aufsetzen und an einem halbwegs warmen Ort 24 Stunden gehen lassen.
Tag 5
50g vom Ansatz vom Tag 4
50 g Weizenmehl 550
25 g lauwarmes Wasser
Den Ansatz vom Tag 4 mit dem Wasser verquirlen bis dieser aufgelöst ist. Die Luftbläschen helfen dem Lievito bei seiner Entwicklung. Anschließend erst das Mehl hinzu geben und alles sehr gut miteinander verkneten. Es dürfen keine trockenen Stellen mehr zu sehen sein. Es entsteht eine super elastische, nicht klebrige Kugel. Diese in ein hohes Glas geben. Deckel nur locker aufsetzen und an einem halbwegs warmen Ort 24 Stunden gehen lassen.
Wann ist der Lievito Madre fertig und startklar, um damit ein Brot zu backen?!
Der Lievito Madre muss nach dem Füttern wirklich turmhoch aufgegangen sein! Er rieht gut, leicht säuerlich und ist porös wie ein Schwamm. Das kann nach dem 5. Tag sein, es kann aber auch manchmal 10 Tage dauern.
Füttert dann einfach noch ein paar Tage weiter. Manchmal liegt es am Mehl, oder die Gärung ist noch nicht ganz aktiv. Macht euch da nicht verrückt.
Aber bitte beachten: wenn er nach dem Füttern NICHT auf geht, dann wird er auch das Brot nicht aufgehen lassen! Egal welcher Tag es ist!
Troubleshooting beim Ansatz
Eigentlich kann man wirklich nicht viel Falsch machen. Aber es gibt Fälle, da läuft es einfach nicht und der Ansatz will und will und will nichts werden. Da steckt keiner drin – denk dran – wir ziehen hier ein Lebewesen groß! Und auch wenn das Ansetzen eine einfache Sache ist, KANN es vorkommen, daß der Ansatz nichts wird! Dann bitte einfach nochmal ansetzen und ganz genau die Anweisung befolgen! Und es ist auch vollkommen normal, daß der Lievito Madre an Tag 3 abgeht wie eine Rakete, danach aber nicht so wirklich will. Insgesamt kann ein „lahmer“ Ansatz unterschiedliche Ursachen haben:
- Das Wasser zum vermischen ist zu kalt. Handwarmes Wasser ist perfekt. Ich verwende NIE ein Thermometer, aber wenn ihr es genau wissen wollt, eine Temperatur von ca. 35 Grad ist optimal!
- Dem Ansatz ist zu kalt – Im Winter habe ich den Ansatz in ein Küchentuch gewickelt und ihn in die Nähe der Heizung gestellt. Im Frühling/Sommer reicht es, wenn er auf der Arbeitsplatte in der Küche steht. Eine optimale Temperatur – für alle die es ganz genau wissen wollen – ist 28-30 Grad! Ein Backofen mit eingeschaltetem Licht tut diesen Job meistens sehr gut!
- Während der Fütterung das Mehl wechseln ist auch keine sonderlich gute Idee. Dinkelmehl nimmt man auch nicht für den Ansatz! Der Lievito Madre wird ausschließlich mit Weizenmehl angesetzt! Dabei ist es dann egal ob 405, 550, 1050, Vollkorn geht auch. Aber bitte nicht mischen!
- Der Teig muss wirklich gut verknetet werden. Alle Teile müssen sich vollkommen restlos vermischen und die Kugel ist nach dem vermischen Fest und klebt nicht mehr an der Hand.
Wer all das beachtet und sich an die Anweisungen hält, wird keine Schwierigkeiten beim Ansetzen bekommen. Wenn euer Ansatz nach 6 Tagen immer noch „lahmt“, füttert ihn einfach in kurzen Abständen weiter. So lange er nämlich gut riecht (leicht säuerlich, mehlig und frisch), ist noch alles ok. Erst wenn er anfängt zu Schimmeln oder ekelhaft zu riechen, dann fangt ihr am Besten nochmal von vorne an!
Wie bewahrt man Lievito Madre auf?
Nach dem vollendeten 5. Tag wandert der Ansatz in seinem Glas in den Kühlschrank, der Deckel liegt weiterhin locker auf. Wenn er fürs Brot backen benötigt wird, nimmt man sich einen Teil davon ab und lagert den Rest bis zur nächsten großen Fütterung im Kühlschrank. Der kleine Teil wird für das Brot „hoch gefüttert“ bis man eine angemessene Menge hat. Wie das geht, zeige ich euch anhand des Rezepts für das Alltagsbrot!
Was mache ich jetzt mit dem übrigen Anstellgut?
Das Anstellgut, daß wir beim Ansatz nicht verwenden, haben wir nun gesammelt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten diese Reste nun zu verwenden. Man kann sie innerhalb von einer Woche in einen Hefeteig dazu geben und mitbacken. Der Lievito ist ein sehr milder Sauerteig, der sich gut auch in süßen Rezepten macht. Da braucht man eine Angst haben, daß das Gebäck zu sauer wird. Also ihr könnt zum Beispiel bis zu 100 g in das weltbeste Toastbrot oder das Partybrot geben. Sehr gut passt es auch zum Knäckebrot, zu dem ich eigentlich immer einen Esslöffel Anstellgut gebe.
Wenn ihr Reste von Anstellgut irgendwo unterbringt, dann fügt ihr es dem Rezept einfach DAZU! Vom restlichen Rezept wird NICHTS weggelassen und es wird auch nicht mehr Flüssigkeit dazu gegeben!! Das Anstellgut wird mit der Flüssigkeit, die bei dem Rezept benutzt wird, aufgerührt und dazu gegeben.
Natürlich kann man das Anstellgut auch einfach in ein Brot mit aktivem Lievito Madre verbacken und gibt einen Teil einfach in den Hauptteig!
Da ab dem ersten Ansatz aber kein Anstellgut mehr groß anfällt, sind die Mengen wirklich überschaubar.
Wenn ihr noch Frage habt, gerne in die Kommentare. :-)